Die große “Strukturverwirrung” – Was sagen eigentlich unsere Bereichsleitungen dazu?
Seit den großen strukturellen und personellen Veränderungen innerhalb des Unternehmens sind nun knapp sechs Monate vergangen. Herr Scholli hat ja schon eine Weile dafür gebraucht, um sich mit den ganzen organisatorischen Veränderungen auseinanderzusetzen und die Geschehnisse so einigermaßen zu verarbeiten. Doch was hat sich in der Zusammenarbeit der Bereichsleitungen Jennifer Brackmann, Laura Günther und Simone Kaden verändert? Ich (Sebastian) habe nachgefragt:
Was hat sich für euch in den letzten Monaten getan? Wo läuft es schon rund – und wo sagt ihr vielleicht: “Da brauchen wir noch ein bisschen Zeit?”
Dass die neuen Funktionen Bereichsleitung “Bildung und Arbeit” bzw. Bereichsleitungen “Beratung und Teilhabe” schon sechs Monate “in Kraft” sind, fühlt sich noch gar nicht so an: Simone war die ersten drei Monate noch in ihrer alten Rolle – Leitung im Musikantenweg – aktiv und Laura als Leitung Soziale Teilhabe in der CSB ebenso. Aufgaben in neuer und alter Funktion, Einarbeitung etc. liefen erst einmal parallel, sodass eine richtige Dynamik zu dritt erst ab dem 2. Quartal entsteht. Aus zwei wurde drei und davon zwei in neuer Funktion/Rolle. Das bringt Bewegung mit sich und neue Perspektiven und bedeutet, sich einzulassen, Feedback zugeben und abzustimmen.
Laura: In der Zusammenarbeit zwischen uns dreien erlebe ich viel Konsens, aber auch Polyphonie, was ich sehr positiv finde.
Trotz inzwischen fast sechs Monaten gemeinsamer Arbeit lernen wir uns, unsere Standpunkte, Erwartungen, Meinungen und Ziele weiterhin besser kennen, um schlussendlich in eine gemeinsame Richtung zu gehen.
Simone: Seit April konzentriere ich mich voll und ganz auf meine neuen Aufgaben, und langsam finde ich mich immer besser zurecht. Es wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis ich mich in der neuen Rolle vollständig organisiert habe, da ich auch gerne vor Ort in den Werkstätten der fwg bin, um Bedarfe frühzeitig zu erkennen. Leider lassen die häufigen Standortwechsel und die vielen Besprechungen oft wenig Zeit für andere wichtige Entwicklungs-Themen in meiner Wochenarbeitszeit. Die Arbeitsdichte hat eindeutig zugenommen, aber dafür auch die spannenden Aufgaben. 🙂
Jennifer: Ich erlebe durch die die Veränderung “Entlastung” im Sinne einer Teamzusammenarbeit. Ich wünsche mir, dass wir – jede mit ihren Talenten – einen Beitrag leisten können:
> für eine fwg als partizipativen und recoveryorientierten gemeindepsychiatrischen Komplexträger,
> für eine fwg als guten, sinnstiftenden Arbeitgeber und
> für eine fwg mit Bereichen, die übergreifende UND gemeinsame Ziele verfolgen.
Das alles braucht noch etwas Zeit 🙂
Welche Rückmeldungen habt ihr bisher von euren Mitarbeiter*innen zu den Veränderungen erhalten? Wie seid ihr damit umgegangen?
Simone: Ich denke, dass ich in den ersten Monaten ein recht hohes Tempo vorgelegt habe, was nicht bei allen Mitarbeitenden auf Zustimmung gestoßen ist. Doch die Notwendigkeit, die Werkstätten sowohl konzeptionell als auch in der Ausstattung zu modernisieren, lässt sich aus den sozial- und gesellschaftspolitischen Entwicklungen ableiten und ist aus meiner Sicht unumgänglich. Bisher habe ich überwiegend positive Rückmeldungen erhalten, was möglicherweise auch daran liegt, dass es mir wichtig ist, stets nah an der Basis zu bleiben. Ich bin aber konstruktiver Kritik gegenüber sehr aufgeschlossen und freue mich über alle Rückmeldungen, die direkt an mich gerichtet werden.
Laura & Jennifer: Wir haben vor allem VOR den konkreten Veränderungen; also als klar wurde, wie sich etwas verändert, Rückmeldungen erhalten. Diese waren meist sehr positiv; einige direkt betroffene Mitarbeitende haben auch Verunsicherung zurückgemeldet, wie sich Arbeitsstrukturen, Teamzusammenhänge, Abläufe etc. verändern (könnten). Wir haben versucht, transparent und klar auf Fragen zu reagieren, soweit das im Veränderungsprozess möglich ist. Wir haben Chancen und Bedenken gehört und mitgedacht. Wir haben unsere „Prinzipien“ deutlich gemacht, z.B. dass wir Schleifen und Redundanzen vermeiden wollen oder bei Themenbesprechungen gleich alle Betroffenen beteiligen wollen, statt streng in Kreisen (Teamkonferenzen, Leitungskreis etc.) zu arbeiten. Die Evaluation steht noch aus…
Wenn ihr einen Blick in die Zukunft werfen könntet: Wo seht ihr euren Bereich, eure Zusammenarbeit und/oder auch die gesamte fwg in einem Jahr?
Jennifer: Bei meinem Blick in die Zukunft ist unsere Zusammenarbeit routiniert und im Austausch mit Kolleg*innen in allen Bereichen. Wenn ich nur ein Jahr betrachte, sind es die kontinuierlichen Besenstriche des Straßenkehrer Beppo, die uns voranbringen. Wenn ich größer denke, wünsche ich mir mehr Klient*innenbeteiligung bei der Weiterentwicklung unserer Angebote und ein gemeinsames Engagement aller fwg’ler*innen im Sinne unserer Vision/Zielbilder, die wir letztes Jahr veröffentlicht haben. (Anm. d. Red.: Vision/Zielbild veröffentlicht im QM-Handbuch in Intrex)
Simone: Ein Jahr ist in unserem Arbeitsfeld vergeht sehr schnell. Dennoch hoffe ich, dass die Werkstätten finanziell gut aufgestellt sind, indem wir unsere Leistungen mit den Klient*innen realistisch abbilden können, hier setze ich auf eine gute Verständigung und Kooperation mit den Kostenträgern.
Unsere Ideen für zeitgemäße Konzepte in den Werkstätten, die auf Verselbstständigung; Beteiligung und Übergänge ausgerichtet sind, sollten schrittweise sichtbare Erfolge erzielen. Hier erhoffe ich mir vor allem auch eine Entlastung der Fachkräfte, die aktuell zurecht unter der zunehmenden Arbeitsdichte ächzen. Zudem wünsche ich mir, dass wir im Produktionsbereich der Werkstätten interessante und dem allgemeinen Arbeitsmarkt angepasste sowie sinnvolle Tätigkeiten anbieten können. Die Teilhabe von Menschen am Arbeitsleben gelingt jedoch immer nur so gut, wie die Akteure des allgemeinen Arbeitsmarktes auf unseren Personenkreis vorbereitet sind. Hier erhoffe ich mir viel Expertise aus den Werkstätten heraus, damit Übergänge gelingen.
Laura: Mein Ziel ist es, dass der Mensch weiterhin im Mittelpunkt steht – trotz der Herausforderungen wie dem RV3 oder dem Fachkräftemangel. “Dafür” wünsche ich mir, dass die übergreifende Zusammenarbeit zwischen den Bereichen in einem Jahr weiter ausgebaut ist; und zwar nicht aus rein organisatorischem Interesse, sondern weil ich denke, dass gute Teilhabe nur gemeinsam funktioniert, mit klarem Blick auf Schnittstellen, Zuständigkeiten und einem gemeinsamen Verantwortungsgefühl.
Und wir sind uns denke ich alle in einer Sache ganz besonders einig: Wir wünschen uns für die ganze fwg, dass wir gemeinsam der aktuellen Krise trotzen und wir bald wieder ohne Sorgen und mit Handlungsspielräumen in die Zukunft blicken können. Doch all das können wir nur durch eine Kultur, die von Offenheit, Engagement und wohlwollendem Miteinander geprägt ist, erreichen. Aus unserer Sicht sind wir auf dem Weg…
Was wünscht ihr euch für die nächsten Monate – von eurem Team, von euch selbst oder von der Organisation insgesamt?
Simone: Für die kommenden Monate wünsche ich mir vor allem ein gutes Miteinander und viel gegenseitiges Wohlwollen. Es wäre großartig, wenn wir in B+A noch intensiver ins Gespräch kommen könnten, da ich gerade in den vielen Austauschen in den Werkstätten unglaublich wertvollen Input erhalte. Dieses Potenzial möchte ich gerne für anstehende, notwendige Anpassungen und Veränderungen nutzen.
Außerdem wünsche ich mir, dass die Erwartungen an unsere jeweiligen Rollen klar formuliert werden, damit wir alle davon profitieren können. Von meinen Teams erhoffe ich mir vor allem Loyalität und Teamgeist, denn nun gilt es, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken. Und ich setze darauf, dass wir unseren Blick für das, was bereits gut läuft, schärfen und das Positive in den Vordergrund stellen.
Laura: Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, offen in den Austausch zu gehen und Veränderungen mutig mitzugestalten: Das wünsche ich mir von den Teams/der Organisation. Ich meine damit ein an einem Strang ziehen -> kritisch, konstruktiv und engagiert mit dem gemeinsamen Willen, Wirkung zu erzielen. Jede*r stellt die Fragen, die beschäftigen und gibt/erhält Rückmeldungen; ich wünsche mir den Mut aller alte Strukturen zu hinterfragen und zu behalten oder zu ändern. Ich möchte auch stärker in Verbindung kommen – bereichsübergreifend und Verständnis füreinander stärken und gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Als Bereichsleitung möchte ich dabei Orientierung geben, präsent sein, zuhören und Entscheidungen klar kommunizieren, Klärungen herbeiführen.
Jennifer: Ich wünsche mir von allen eine konstruktive Arbeitshaltung, die geprägt ist von der Annahme, dass jede*r sein Bestes gibt. Wenn wir gegenseitig diese Annahme haben, können wir Feedback, Rückmeldungen offen geben und annehmen, was zu Verständnis, Veränderung und am Ende gemeinsame sinnstiftende Arbeit führt.
Zum Abschluss noch drei kurze Fragen:
Frühaufsteherin oder Nachteule?
Süß oder salzig?
Stadtmensch oder Landkind?
Vielen Dank für Eure Zeit!