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BeW Team 5 – “…als Jan PiT von Hessen zu uns kam…”

Vielfach wurde der Wunsch geäußert, mehr über die Arbeit der Teams aus anderen Bereichen zu erfahren. Nun ist es endlich soweit: Den Anfang macht Team 5 aus der Stiftstraße.   

Im Jahr 2022 haben wir – BeW-Team 5 aus der Stiftstraße – Jan PiT von Hessen bei uns als neuen Klienten aufgenommen. Mit ihm und allen anderen, die wir im BeW (Begleitung im eigenen Wohnumfeld) lieber unterstützen als begleiten 😉 , erleben wir vielfältige Geschichten. Jeder Tag gestaltet sich anders – in gewisser Weise auch unvorhersehbar – und ist in jedem Fall sehr individuell.
Wir sind bei Hitze wie bei Glatteis unterwegs zur „eigenen Häuslichkeit“, wie es inzwischen heißt, kennen den ÖPNV im Frankfurter Osten auswendig und wissen, wo man mal schnell öffentlich auf die Toilette gehen kann – denn die Wohnungen, die wir aufsuchen, sind oft nicht besonders einladend. Drinnen wie draußen sind wir sehr flexibel einsatzbereit.

Jan PiT von Hessen wohnt in Frankfurt Ost und hat einen sehr süßen Hund. Allerdings kommt dieser – ebenso wie Jan – leider viel zu selten raus. Gemäß seiner Hilfeplanung ist es unser Job, ihn zu motivieren, zu aktivieren, ihm zuzuhören und gemeinsam mit ihm den Überblick über diesen ganzen Post- und Papierkram zu behalten. Wir begleiten ihn zu Behörden und unterstützen ihn gelegentlich dabei, einen Arzt aufzusuchen, da es ihm einerseits schwerfällt, Termine zu vereinbaren und er sich andererseits oft mit den Infos, die er bekommt, überfordert fühlt.

Kürzlich hatten wir die Gelegenheit mit ihm ins Historische Museum zu gehen. Es war sehr schön zu erleben, wie er aufblüht, wie er erzählen kann und welches große Wissen über Geschichte er besitzt.

An anderen Tagen ist er nicht in der Lage, das Haus zu verlassen. In seiner kleinen Wohnung stehen echt viele Dinge herum und es ist mitunter schwierig, einen Platz zum Sitzen zu finden. Jan PiT von Hessen hat Schwierigkeiten, seinen Tag zu strukturieren und seine Wohnung in einem guten Zustand zu halten. Er bietet uns dann meistens einen Kaffee in einer mittelsauberen Tasse an und stellt sie auf den klebrigen Tisch. Er raucht gerne die braunen Zigarillos. Obwohl er neu in Frankfurt ist, bildet sich bereits eine Nikotin-Patina an den Wänden. Immerhin raucht er nicht, wenn jemand von uns da ist – es riecht trotzdem stark und motiviert zum Fensteröffnen. Ganz direkt gesagt: “Die Wohnung ist schmuddelig – aber die Tasse geht!” Es ist jedoch nicht bei allen Klientinnen und Klienten so. Einige Wohnungen sind in einem sehr guten Zustand.

Jan interessiert sich für die Stadt und wünscht sich, mehr soziale Kontakte zu finden. Durch die Treffen mit anderen Klient*innen aus unserem Team konnte er bereits einen ersten Kontakt knüpfen. Dieser ist noch nicht sehr stabil und wir müssen ihn immer wieder motivieren, den Kontakt aufrechtzuerhalten – aber es tut ihm gut.

Vor nicht allzu langer Zeit hatte er einen Klinikaufenthalt in der Hohe Mark. Die Klinik hat ihm gutgetan. Besonders mochte er die schöne Anlage und das viele Grün in der Umgebung. Aktuell wird geprüft, ob er eine Erwerbsminderungsrente erhält. Wenn das entschieden ist, möchte er mit unserer Unterstützung gerne eine kleine Tätigkeit finden, die er als sinnvoll erlebt – bezahlt oder unbezahlt.

Der Vater von Jan PiT von Hessen ist vor einem Jahr gestorben. Das hat ihn sehr mitgenommen. Zu allem Überfluss wartet er schon seit über einem halben Jahr auf den Erbschein. Beim Nachlassgericht wird er immer wieder vertröstet: „Es dauert noch länger“ – das nervt und blockiert die Abläufe. Das Konto seines Vaters konnte bislang nicht aufgelöst werden und verursacht weiterhin Kosten für Jan. Neben seiner Erkrankung wird seine Geduld dadurch stark auf die Probe gestellt.

Nervennahrung für schwierige Tage

Jan PiT von Hessen ist dankbar für die Unterstützung, die er vom BeW erhält und wir schätzen ihn sehr. Seine Weltsicht, seine Offenheit und sein Vertrauen sind bemerkenswert.

Wir gehen gerne ein paar Schritte mit im Leben von Herrn PiT von Hessen – wie mit allen anderen 37 Klientinnen und Klienten in unserer Betreuung. Und wenn es mal anstrengend wird, haben wir in Team 5 so gut wie immer ein paar Kekse – und vor allem ein wunderbares Team, das Verständnis zeigt und Rückhalt gibt.

Katharina Braumann, Anne Burkhard, Sibylle Kraus und Tina Reubig

Vielen Dank für diesen wertvollen Einblick in eure Arbeit – in den Mehrwert für die Menschen und die Herausforderungen, denen ihr euch täglich stellt.