Petra Fettel verabschiedet sich in den Ruhestand

Mit Petra Fettel verabschiedet sich eine unserer sehr geschätzten Kolleginnen Ende Februar in den wohlverdienten Ruhestand. Knapp 32 Jahre hat sie die fwg mitgestaltet und ihre Entwicklung miterlebt. Im Gespräch mit mir hat sie diese Zeit noch einmal Revue passieren lassen.

K. Hormuth: Wann hast Du in der fwg angefangen?

P. Fettel: Das war im Oktober 1991 mit einer halben Sozialdienststelle für den Wohnbereich, wie er damals noch hieß. Zuerst für die Kleinen Bursen und die Carl-Sonnenschein-Burse. Mein Büro war in der Lenaustraße, noch lange vor der Zeit des Umbaus und noch vor Inbetriebnahme des Treffcafés im Erdgeschoss. Im Obergeschoss befand sich noch eine Wohngruppe, unten im „Glaskasten“ führten Beschäftigte der fwg eine Zentrale. Wir arbeiteten noch nicht mit Computern, unsere Schreibarbeiten erledigten zwei Sekretärinnen. Das kann man sich gar nicht mehr vorstellen (lacht). Es war eine gute Zeit, die Stelle war gut mit meinem Privatleben zu vereinbaren, da meine Kinder zu der Zeit noch klein waren. Wenn während unseren Konferenzen das Telefon klingelte, grinsten meine Kolleg*innen immer schon, weil die Wahrscheinlichkeit groß war, das eins der Kinder sich über das andere beschweren wollte.

K. Hormuth: Wie ging es weiter? Ich habe Dich ja als Multitaskingtalent in Leitungs- und Aufnahmedienstfunktion kennengelernt.

P. Fettel: Stimmt. Die fwg wuchs räumlich und inhaltlich immer weiter, Funktionen und Strukturen veränderten sich. Wenn ich mir das jetzt im Rückblick so anschaue, ist die fwg kaum wiederzuerkennen.

Wir zogen um in ein weiteres Haus in der Zeißelstraße, ein schönes Hinterhaus. Dort hatten wir einen Konferenzraum. Das war der einzige für den gesamten Wohnbereich, aus heutiger Sicht unfassbar!

Im Wohnbereich wurde 2011 die 2. Leitungsebene neu etabliert, und ich übernahm diese für die Kollegien Heinrich-Hoffmann und Friedrich-Stoltze. Interimsmäßig war ich auch als stellvertretende Wohnbereichsleitung tätig.
Die OSTA (Offene Stadtarbeit), in der BEW und Tagesstätte beheimatet waren und der stationäre Wohnbereich wurden in dem neuen Verbund B+W zusammengeführt. Wo es vorher kaum kollegiale Berührungspunkte gab, wuchsen die beiden Bereich konzeptionell zusammen.
In der Ostbahnhofstraße hatten wir für zwei Jahre unsere Büros gemeinsam auf einer Etage. Das habe ich als sehr bereichernd empfunden.

K. Hormuth: Gibt es etwas, das Dir besonders im Gedächtnis bleiben wird oder ein bestimmtes Highlight, das Dir einfällt?

P. Fettel: Es gab natürlich viele lustige und bewegende Ereignisse in den ganzen Jahren, aber da möchte ich jetzt keines explizit hervorheben.
Mein Herzstück war wohl immer die Arbeit mit den jungen Erwachsenen. Im Jahr 2005 startete die „AG Junge Erwachsene“. Seitdem habe ich als einen ganz wichtigen Schwerpunkt meiner Arbeit die konzeptionelle Entwicklung begleitet und geführt, mit dem LWV verhandelt, bin auf Objektsuche gegangen. Natürlich immer gemeinsam und im Austausch mit anderen, aber das Thema hat mich nie losgelassen.

Sage und Schreibe zehn Jahre hat es gedauert, bis wir endlich Ende 2015 die Niedwiesenstraße einweihen und in Betrieb nehmen konnten! Das war ein sehr langer Entstehungsprozess, der sich aber absolut gelohnt hat. Dieses Angebot, das mit seinem besonderen Konzept ausgerichtet ist auf die spezifischen Bedarfe von jungen Menschen mit psychischen Erkrankungen, hat ein Alleinstellungsmerkmal in der Angebotslandschaft der Eingliederungshilfe auch über Frankfurt hinaus.

K. Hormuth: Das ist wahr. Wir könnten wahrscheinlich ein weiteres Haus für junge Erwachsenen ohne Probleme in kürzester Zeit voll belegen. Der Bedarf übersteigt bei Weitem das Angebot. Ich wusste nicht, dass es so lange gedauert hat, ich habe tatsächlich „nur“ die letzten vier Jahre der Planungsphase miterlebt und durfte das FSK Parlamentsstraße erfreulicherweise als Erbe annehmen und neu konzipieren.
Kannst Du ein Fazit ziehen?

P. Fettel: Die fwg ist immer gewachsen, ständig kamen neue innovative Entwicklungen. Sie war eine gute Arbeitgeberin. Ich hoffe, dass ihre Entwicklung weiter so positiv verläuft und sie so gut aufgestellt bleibt.
Jetzt schließt sich für mich der Kreis und ich freue mich darauf, wieder mehr Zeit für die Familie zu haben. Zwar sind meine Kinder nicht mehr klein, dafür habe ich jetzt zwei Enkel. Außerdem werde ich mich ausgiebig meinen Hobbies und dem Reisen widmen.

K. Hormuth: Liebe Petra, herzlichen Dank für das Gespräch. Wir alle werden Dich sehr vermissen und hoffen, Dich bei den verschiedensten Festivitäten für einen Plausch wiederzusehen!